Wie wir unsere Lebendigkeit unserer unbewussten Angst zu sterben opfern
Kennst du dieses Zitat
von Norman Cousins?
„Der
Tod ist nicht der größte Verlust im Leben.
Der
größte Verlust ist das, was in uns stirbt, während wir leben.“
Ich würde sogar sagen,
der größte Verlust im Leben, sind die Dinge, die wir in uns sterben lassen,
während wir leben. Ist das nicht paradox? Unsere Angst zu sterben ist so groß,
dass wir gar nicht merken, dass wir das, was wir so sehr fürchten, bereits
jetzt in unserem Leben erzeugen. Wir opfern unsere Lebendigkeit auf dem Altar
der Angst und werden so zu lebenden Toten – quasi Zombies - die furchtbar
penibel darauf achten, kein Risiko einzugehen. Ansonsten könnten wir ja
wirklich sterben. Aber wo bitteschön ist der Unterschied zwischen lebendig tot
und wirklich tot? Hast du dich das schon mal gefragt?
Und so kreieren wir uns
ein Leben voller Mittelmäßigkeit und jeder Menge Hintertürchen. Und das System
– unsere aktuelle Kultur – versucht, so gut es geht ihren Nutzen und Profit aus
diesem Umstand zu ziehen. Ein Großteil unserer Wirtschaft und unsere
Sozialsysteme bauen auf dieser Basis unbewusster Angst auf. Die
Versicherungsbranche, das Bankenwesen, die Immobilienbranche, aber auch unser
Arbeitsmarkt und das System abhängiger Arbeit zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer basieren auf diesem Überlebenskampf – um nur einige Beispiele zu
nennen. Lebende Tote lassen sich eben viel leichter steuern und manipulieren –
sei es von der Werbung oder von der Politik.
Was lassen wir alles in
uns sterben? Schon während unserer Schulzeit stirbt sehr viel in uns, denn
unser Schulsystem ist nicht darauf ausgerichtet, kreative und selbständig denkende,
unterschiedliche Persönlichkeiten zu bilden. Wir werden bereits zu dieser Zeit
darauf getrimmt, in einem Umfeld von Konkurrenz und Bewertung zu überleben. Die
Angst zu sterben schwingt die ganze Zeit auf der Metaebene mit. Denn wenn du
keine guten Noten hast, schaffst du deinen Abschluss nicht und bekommst keinen
Job, hast somit kein Geld und landest letztendlich unter einer Brücke. Und von
da aus ist es nur ein kurzer Schritt ins … Nichts. Also lassen wir unsere
Kreativität sterben, unsere Unbeschwertheit, unsere Einzigartigkeit und unseren
Mut, nach dem WARUM zu fragen, …
Nach Schule und Studium
geht es weiter und es dreht sich alles darum, einen guten Job zu ergattern. Gut
heißt in diesem Spiel, sicher und gut bezahlt, inklusive aller
Sozialleistungen. Gut heißt nicht, dass dieser Job irgendetwas mit unseren
Talenten, unserer Leidenschaft oder unserer Berufung zu tun hat. Wenn die
Arbeit halbwegs unseren Talenten entspricht, ist das ein Segen, aber dieser
Faktor steht nicht an erster Stelle. Die Angst zu sterben schwingt die ganze
Zeit auf der Metaebene mit. Immerhin müssen wir unsere Miete bezahlen und
unsere Familie ernähren. Und wenn du keinen sicheren, gut bezahlten Job hast,
hast du irgendwann kein Geld mehr und landest unter einer Brücke – zusammen mit
deiner Familie. Und von dort aus ist es nur ein kurzer Schritt ins … Nichts.
Also lassen wir unsere Vision und unsere Begeisterung sterben, unsere Berufung,
unsere Abenteuerlust und unsere Neugier und übergeben unsere Autorität unserem
Chef oder dem Staat.
In meiner Coachingpraxis
erarbeite ich mit meinen Klienten das, was ihre wahre Berufung ist. Gemeinsam
erstellen wir eine klare Vision von dem, was sie in dieser Welt wirklich
bewirken möchten und aufgrund der ihnen gegebenen Talente auch in der Lage
wären, zu tun. Am Ende des Coachings steht sogar ein klarer Plan, wie sie ihre
Vision Schritt für Schritt umsetzen können. Doch trotz dieser Klarheit und der
Sehnsucht, dieser Vision zu folgen, bleiben viele lieber in ihrer sicheren
Komfortzone, weil die unbewusste Angst zu sterben einfach größer ist.
„Kämpft und Ihr sterbt – vielleicht,
flieht und Ihr lebt – wenigstens eine Weile.
Und wenn Ihr dann in vielen Jahren sterbend
in Eurem Bett liegt, wäret Ihr dann nicht bereit, jede Stunde einzutauschen von
heute bis auf jenen Tag, um einmal nur wieder hier stehen zu können …“
Braveheart, 20th Century Fox
Und um all das innere
Sterben ertragen zu können, müssen wir auch unsere Gefühle sterben lassen. Wir
werden taub und gefühllos – lebende Tote. Ansonsten würde der Schmerz über all
das Sterben uns überwältigen. Unsere Häuser – gekauft oder gemietet – werden zu
Gefängnissen und Gräbern. All die Dinge, die wir uns anschaffen, um uns sicher
zu fühlen, beginnen uns zu besitzen, weil sie unsere Aufmerksamkeit, unsere
Zeit und unser Geld absorbieren. Wir arbeiten nicht aus Begeisterung und um
unseren einzigartigen Beitrag zum großen Ganzen zu leisten, sondern allein, um
zu überleben.
Gleichzeitig nehmen wir
aber auch nicht mehr wahr, was um uns herum alles stirbt. Die Taubheit, die wir
uns selbst gegenüber erzeugt haben, macht uns auch taub gegenüber dem Sterben
das auf dem Planeten Erde vor sich geht. Eine Tatsache, die uns langfristig
wirklich bedrohen und in einen Überlebenskampf bringen könnte.
Was uns wirklich fehlt,
ist die Bereitschaft zu sterben. Wir vergeuden all unsere Energie darauf,
vermeintliche Sicherheit zu erlangen und laufen damit einer Illusion hinterher.
Mehr noch, wir verkaufen unsere Seele an diese Illusion. Der Tod ist untrennbar
mit dem Leben verbunden. Wir werden sterben – früher oder später. Warum also
nicht die Zeit nutzen und einen Unterschied bewirken? In den meisten indigenen
Kulturen gibt es einen rituellen Übertritt ins Erwachsensein, bei denen die Jugendlichen
wirklich ihr Leben aufs Spiel setzen. Sie verbringen zum Beispiel eine Woche
alleine in der Wildnis, ohne Essen oder zusätzliche Kleidung dabei zu haben.
Sie machen die Erfahrung, wie es ist, als Erwachsener mit dem Tod als ständiger
und natürlicher Begleiter des Lebens, zu agieren. Wenn sie es schaffen und
zurück in ihr Dorf kommen, werden sie gefragt, welchen Beitrag sie zum großen
Ganzen leisten wollen und werden dann als Erwachsene in die Dorfgemeinschaft
aufgenommen.
In unserer modernen
westlichen Kultur bleibt uns diese Erfahrung vorenthalten. Wir machen nicht die
Erfahrung, dass wir trotz Angst und der Gefahr zu sterben, in der Lage sind,
lebendig zu sein und unserer einzigartigen Vision zu folgen. Deshalb glauben wir
auch nicht daran, dass das möglich ist. Aber wir können verändern, was wir
glauben. Es gibt bereits viele Menschen, die das getan haben.
Raphael Fellmer, http://de.forwardtherevolution.net/
Dazu bedarf es lediglich
einer Entscheidung. Wenn wir wirklich unser volles Potenzial leben wollen,
unsere Berufung, eine nährende und intensive Beziehung, 100 % Lebendigkeit und
ein Leben geprägt von Sinnhaftigkeit und Begeisterung, bedarf es dieser
Entscheidung. Bist du wirklich bereit, zu sterben?
Herzlichst,
Eure Patrizia
Nützliche Fragen:
- Was hast du alles in dir sterben lassen, seitdem du auf der Welt bist?
- In Bezug auf was, stellst du dich jetzt gerade tot?
- Was könntest du alles tun, wenn du wirklich bereit wärest, zu sterben?
- Stell dir dich vor mit 80, 90 oder 100 Jahren und du liegst auf deinem Totenbett – welche Dinge in deinem Leben würdest du wirklich bedauern, dass du sie nicht getan hast?
- Was glaubst du müsste alles passieren, damit du anfängst wirklich zu leben?
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